Es liegt nicht an dir ­— warum Mutter*schaft heute so schwer ist

Wenn du diesen Text liest, hast du vermutlich bereits dieses oder jenes über die Muttertät erfahren und warst — wenn es dir so geht wie mir — wahrscheinlich erst einmal wahnsinnig erleichtert. Erleichtert, dass die Veränderungen in deinem Denken, Fühlen und Handeln nicht bloß Einbildung sind. Erleichtert, dass es einen Namen für dieses Phänomen gibt und endlich daran geforscht wird. Erleichtert, dass du nicht die Einzige bist, der es so geht, sondern dass Matreszenz uns alle betrifft, die wir Kinder großziehen.

Bald darauf kommen aber bei den allermeisten von uns einige Fragen auf, die sich ebenfalls sehr ähneln. Eine davon lautet: Warum fühlt sich das alles selbst mit diesem neuen Wissen so schwer an?

Diese Frage und ihre Hintergründe beleuchte ich heute genauer und hoffe, du kannst etwas daraus für dich mitnehmen und dir selbst mit diesen Erkenntnissen mit einem sanfteren Blick begegnen.

Das Mutter*werden erschüttert unseren Glauben an uns selbst

Das Unterbrechungsmodell

Im Coaching verwende ich gern das sogenannte Unterbrechungsmodell, wenn meiner Klient*in unklar ist, woher ein unangenehmes Gefühl einer Situation oder Person gegenüber stammt. Dabei nehmen wir an, dass erst einmal ein Grundzustand des Vertrauens in die Menschen um uns herum besteht — das klassische Urvertrauen. Wir haben Erwartungen an die Welt und gehen davon aus, dass diese sich zu unserem Wohl erfüllen werden. Das ist das Setup, mit dem wir als hilflose Säuglinge auf die Welt kommen und auf dessen Funktionieren wir für unser Überleben angewiesen sind.

Die Unterbrechung, nach der das Modell benannt ist, stellt dann ein Ereignis dar, das diesen Glauben erschüttert, weil etwas nicht so eintrifft wie erwartet. Wenn wir zum Beispiel nicht gestillt werden, obwohl wir uns die Lunge aus dem Leib schreien, weil die vier Stunden noch nicht vorbei sind. Uns geht die Sicherheit verloren, dass all unsere Bedürfnisse Befriedigung finden werden. Darauf reagieren wir mit als unangenehm empfundenen Gefühlen — Misstrauen, Angst, Mangel und Ähnliches.

Im Heranwachsen bauen wir nach und nach Kompetenzen auf, die uns helfen, mit solchen Unterbrechungen umzugehen und Lösungen zu finden. Wir integrieren sie in unser Konzept von der Welt und ziehen unsere Schlüsse daraus. Das geht uns so in Fleisch und Blut über, dass es irgendwann ganz automatisch abläuft — eine große Entlastung für unseren Denkapparat. Zugleich bedeutet es, dass wir die Auslöser der unangenehmen Empfindungen, die durch eine Unterbrechung entstehen, oft gar nicht mehr reflektieren oder auch nur registrieren. Wir spüren nur eine Unstimmigkeit, die wir nicht so recht einordnen können. Und in Bezug auf die Matreszenz ist eine ganz wichtige Erkenntnis:

Der Eintritt in die Mutter*schaft ist eine Unterbrechung mit uns selbst

Fast alle von uns haben unser Leben lang durch unsere gesamte Sozialisation vermittelt bekommen: Mutter*werden ist unsere Bestimmung als Frau*. Wir glauben daran, dass wir mit dem Schritt in diese Rolle die größtmögliche Erfüllung erfahren werden, dass unsere naturgegebenen Instinkte uns unfehlbar verraten werden, was wir als Mütter* zu tun haben, und dass wir den Rest dann schon von unseren Hebammen beigebracht bekommen.

Und nun überleg mal, was dich mit dem Mutter*werden so alles an Unerwartetem überrollt hat … Bei mir war es zum Beispiel die Erkenntnis, dass Schwangerschaft nicht automatisch bedeutet, als strahlende Göttin durch die Welt zu schweben, sondern stattdessen mit zermürbender, lähmender, monatelanger Übelkeit einhergehen kann. Oder dass der Schlafmangel im Leben mit einem Neugeborenen völlig andere Dimensionen hat als ein paar durchfeierte Nächte, nach denen ich einige Stunden arbeiten musste und dann erlöst aufs Sofa sinken konnte. Oder wie unfassbar wütend es mich machen kann, ein hilfloses kleines Würmchen hin und her zu tragen, das einfach den Weg in den Schlaf nicht findet und deshalb über Stunden brüllt.

Das Vertrauen in uns selbst wird zutiefst erschüttert, wenn wir irgendwann feststellen, dass dieses ganze Konstrukt von Mutter*schaft viel komplexer und vor allem viel ambivalenter ist, als wir im Vorhinein je hätten begreifen können. Auf einmal beobachten wir uns bei Gefühlen und Handlungsimpulsen, die so gar nicht unser Bild einer Mutter* passen, und diese Erkenntnis ist sehr schwer auszuhalten.

Wie kommt es dazu?

Kennst du die Aussage: „Na ja, aber dass Kinderhaben anstrengend ist, weiß man doch vorher! Das hast du dir selbst so ausgesucht“? Ich habe sie gerade erst wieder gehört, gefolgt von der Meinung, dass es „unreif“ sei, sich über so vieles daran zu beklagen. Und ich sage dir hier und jetzt: Beides ist nicht wahr!

Wenn wir mit uns in unserer Mutter*schaft hadern, hat das nichts mit Naivität zu tun. Es ist vielmehr das Ergebnis zahlreicher Faktoren, die ineinandergreifen und sich gegenseitig bedingen und verstärken. Einige der größten stelle ich hier mal heraus, aber zu diesem Themenfeld lassen sich noch viele weitere Artikel schreiben.

Erwartungshaltung Muttermythos

In mittlerweile über fünftausend Jahren Patriarchat wurden wir Frauen* immer weiter von fühlenden, denkenden, handelnden Personen zu Objekten degradiert, die es zu kontrollieren galt. Der Pater familias wollte sicherstellen, dass nur seine biologischen Nachkommen von seinem wirtschaftlichen Erfolg profitierten, also reglementierte er den Zugang zu „seiner“ Frau*. In der Aufklärung dann, vor etwa 200 Jahren, wurde dazu noch ein Bild von der Mutter als perfekt fürsorgliches Wesen mit absolutem Fokus auf die ihr Anbefohlenen geformt. Indem unsere soziale Rolle als weiblich gelesene Personen auf diesen einen, einzigen Sinn und Zweck zusammengekürzt wurde, sind uns für lange Zeit jegliche Optionen auf Individualität, Teilhabe oder auch nur Bedürfniserfüllung genommen worden. Im deutschsprachigen Raum haben erst vor gut 100 Jahren mutige Frauen* damit begonnen, die Objektivierung aufzubrechen und mehr für sich einzufordern. Am Muttermythos wird erst seit wenigen Jahrzehnten gekratzt. Natürlich kommst du dir da falsch vor, wenn du feststellst, dass du als Mutter* nicht die absolute Glückseligkeit empfindest.

Unser individuell geprägtes Mutter*bild

Außerdem ist unsere Vorstellung von Mutter*schaft oft stark von dem geprägt, was unsere eigenen Mütter* und Großmütter* uns vorgelebt haben.

Die meisten unserer Großmütter* sind aufgewachsen in einem Umfeld, das noch extrem von den Anforderungen der Nationalsozialisten an die Rolle der Frau geprägt war: Sie wurden als zukünftige „Mütter der Nation“ indoktriniert, die in erster Linie gehorsame, kräftige Soldaten zu produzieren und heranzuziehen hatten.

Die Mütter* meiner Generation wiederum (ich bin 1984 geboren) haben in ihrer Kindheit die zweite Welle des Feminismus erlebt, die zwar den Frauen das Recht auf ein Erwerbsleben erkämpfte, ohne dabei aber die Männer für die Sorgearbeit in die Pflicht zu nehmen. Dort wurzeln unsere verzweifelten Versuche, Erwerbs- und Sorgearbeit unter einen Hut zu bekommen, an denen wir unweigerlich scheitern müssen, weil die Sorgearbeit allein schon ein Vollzeitjob ist.

Gesellschaftliche Rahmenbedingungen

Ganz plakativ lässt sich alles zu diesem Unterpunkt zusammenfassen als: Das System macht es uns hundsgemein schwer.

Da wären die Kleinfamilien, in denen fast alle von uns aufgewachsen sind und die wir uns ganz selbstverständlich nachbauen. In diesem Setting hatten wir so gut wie keine Alltagserfahrungen mit Babys und Kleinkindern, bis wir eigene bekommen haben — zugleich gilt Familie als Privatangelegenheit (Wir haben es uns ja so ausgesucht, weißt du noch?), über die nicht gesprochen wird. Woher sollen wir also vorher wissen, was wir uns da aussuchen?

Zudem fehlt uns vor allem im großstädtischen Leben oft das familiäre Netzwerk, das wir mit der alten Heimat hinter uns gelassen haben. Großeltern, Onkel* und Tanten* können ein wahrer Segen sein, wenn sie eine gute Bindung zu den Kindern haben — nur sind sie für viele von uns mehrere Stunden entfernt, während unsere hochqualifizierten Jobs nur in der Stadt zu finden sind.

Strukturell führen der Gender Pay Gap und gedeckelte Elterngeld-Beträge dazu, dass Elternzeit der Männer in den allermeisten heteronormativen Beziehungen mit schmerzhaften finanziellen Einbußen für die gesamte Familie bestraft wird. Ganz gleich, wie feministisch ich über die letzten Jahre geworden bin: Ich war nicht bereit, unsere Wohnung aufzugeben oder einen Kredit aufzunehmen, damit mein Mann mehr als zwei Monate Elternzeit machen kann (mal davon abgesehen, dass es in seiner leitenden Funktion noch einige weitere große Fragezeichen aufgeworfen hätte, die in einem anderen System keine sein müssten).

Außerdem wäre da noch die Schere zwischen der Realität unseres Bildungssystems und dem aktuellen Wissensstand der Pädagogik (z. B. Bindungsorientierung, Anerkennen und Begleiten von Gefühlen, Individualität der Entwicklungsgeschwindigkeit). Der Fachkräftemangel in Kitas und Schulen eskaliert, und wir als Eltern können uns glücklich schätzen, wenn wir die zeitlichen, finanziellen und mentalen Ressourcen haben, unsere Kinder auffangen zu können, statt sie diesem System überlassen und auf das Beste hoffen zu müssen. Können wir das nicht, wird es uns allerdings wieder nur als persönliches Versagen ausgelegt — denn Familie ist ja wie gesagt Privatangelegenheit. Also reißen wir uns ein Bein aus, um es irgendwie hinzubekommen. Uns bleibt ja auch keine andere Wahl.

Und das alles beschreibt nur die Perspektive einer hochprivilegierten weißen cis Frau in einer klassischen Ehe mit einem gut verdienenden weißen cis Ehemann und zwei gesunden, nichtbehinderten Kindern. Für viele andere kommen zahlreiche weitere strukturelle Benachteiligungen hinzu.

Und wie gehe ich damit nun konstruktiv um?

In der Arbeit mit dem Unterbrechungsmodell unterstütze ich meine Klient*innen dabei, über genau diese Dinge zu reflektieren. In dem Moment, in dem wir uns klarmachen, welche Überzeugungen da eigentlich enttäuscht wurden, dass wir so mit uns hadern, können wir überprüfen, ob diese Überzeugungen uns überhaupt guttun. Und wenn wir feststellen, dass sie das nicht tun, können wir uns auf die Suche machen nach einer neuen, erweiterten Haltung dazu, wie wir als Mütter* sein wollen.

Reflexion über dein persönliches Mutter*bild

Uns vor Augen zu führen, was von unserer individuellen Prägung und dem patriarchalen Muttermythos wir als unbewusste Standards übernommen haben — oder wovon wir uns unbedingt abheben wollen! —, kann schon große Entlastung bringen. Hier sind einige Fragen, die du dir in Bezug auf deine individuelle Prägung stellen kannst:

  • Waren die Frauen*, die in deiner Kindheit und Jugend deine wichtigsten Bezugspersonen waren, entspannt und in ihrer Mitte oder eher überlastet?
  • Haben sie immer nur alles für andere getan oder auch gut für sich gesorgt?
  • Waren sie in Kontakt mit ihren eigenen Bedürfnissen und haben diese benannt?
  • Wussten sie für sich einzutreten?
  • Wie haben sie über sich und andere Frauen* gesprochen?

Ebenfalls sehr bedeutsam für die meisten von uns heute:

  • War deine Mutter* jederzeit für dich da oder ist sie einer Erwerbsarbeit oder wenigstens einem Hobby nachgegangen?

Zum Thema Muttermythos gibt es ein paar großartige Podcasts, Bücher und Dokumentationen, die umfassend aufzeigen, wie dieser Mythos entstehen konnte und welchem Zweck er dient. Heute empfehle ich dir diese vier, aber die Liste wird mit Sicherheit noch um einiges wachsen. Hinterlass gern auch in den Kommentaren weitere Empfehlungen, die ich hier aufnehmen soll!

Und was ist mit den strukturellen Ungerechtigkeiten?

Tja, das ist auch für mich das Schwerste an dem feministischen Erwachen, das meine Matreszenz prägt: Wir stecken drin in diesem System. Mein persönlicher Umgang damit? Zweierlei.

Erstens bringe ich meinen Feminismus der Vierten Welle auf die Ebene einer Graswurzelbewegung runter. Ganz konkret heißt das: Ich gehe mit meinen Kindern bspw. zur Ärztin, nicht zum Arzt, auch wenn die Behandelnden fast immer Männer sind (Das generische Femininum ist ein mächtiges Werkzeug für die Bilder, die in den Köpfen unserer Kinder entstehen). Ich kaufe meinem Sohn Kleider, damit er sich auch darin ausprobieren kann. Ich feiere meine Tochter, wenn sie stark und wild ist, und meinen Sohn, wenn er fürsorglich und zärtlich ist — und umgekehrt. Ich erkenne an, dass mein Mann bei uns zu Hause weit strukturierter für Ordnung und Sauberkeit sorgt, und überlasse die Führung in diesem Feld ihm. Und ich spreche über meine Bedürfnisse und meine Wünsche und sorge für ihre Erfüllung.

Vor allem Letzteres ist für weiblich sozialisierte Menschen oft unglaublich schwer, und ich bin sehr froh, dass ich auf Therapie und Coaching zurückgreifen konnte, um an diesen Punkt zu gelangen. Wenn du dir dabei ebenfalls Unterstützung wünschst, lass uns gern in einem unverbindlichen Kennenlern-Call darüber sprechen, wie ich dir zur Seite stehen kann!

Und zweitens schreibe ich diesen Blog. Je mehr Menschen erfahren und erkennen, was unser Erleben von Mutter*schaft heute so belastet, desto eher kann sich etwas bewegen in unserer Gesellschaft. Also: Teilen, teilen, teilen! Rede darüber! Damit die Matreszenz spätestens für unsere Kinder keine Herausforderung, sondern eine freudig erwartete Phase der Selbstentfaltung wird.

8 Comments

  1. Shireen Predehl – KALEKA

    Liebe Freya,
    dein Blogbeitrag zeigt supergut, wie tiefgreifend und komplex die Herausforderungen und Erwartungen im Kontext der Mutter*schaft sein können, und bietet über dein Wissen hinaus tolle Ansätze, um mit diesen auf konstruktive Weise umzugehen. Viele Frauen haben eben noch immer die Vorstellung, dass Mutterwerden die ultimative Erfüllung bringt und von natürlichen Instinkten geleitet wird. Die Realität des Mutterwerdens kann dann stark von dieser Erwartung abweichen, was zu einer wirklich tiefen Erschütterung des Selbstvertrauens führen kann. Das Bild der perfekten Mutter prägt weiterhin unsere Vorstellungen und Erwartungen. Und die an die Kinder somit auch. Wir haben das große Glück, auch in einem sehr offenen Umfeld zu leben, so können zum Beispiel in unserer Kita alle Kinder mit Rock/Kleid kommen und Nagellack tragen. Ich finde es wirklich großartig, dass dieses Bewusstsein immer mehr wächst. Aus meiner Warte heraus kann ich noch sagen, ist das Thema „Zeit für sich“ eines der prägendsten. Ist irgendwie immer Mangelware und doch sooo wichtig.
    Liebe Grüße
    Shireen

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    • Freya Rall

      Liebe Shireen, was für ein wertschätzendes, substanzielles Feedback! Vielen herzlichen Dank, dass Du Dir die Zeit dafür genommen hast. Und danke auch für die Impulse, welche Themen Dich bewegen. Ich bin auch heilfroh, dass in der Kita unserer Kita ein ganz proaktiver Umgang mit Rollenbildern und Selbstwert gepflegt wird. Und zum Thema „Zeit für sich“ kommt ganz bald auch ein Artikel von mir :D!

      Reply
    • Anita Griebl

      Liebe Freya, dein Artikel ist eine wunderbare Zusammenfassung der Erkenntnisse vom Muttersein und den Widrigkeiten.
      Alle Erlebnisse der eigenen Biographie haben einen wesentlichen Anteil am Erleben von Mutter und Kind. Wenn wir die Zusammenhänge und Hintergründe verstehen, können wir bewusst etwas verändern und anders damit umgehen.
      Herzlichen Dank für deine interessanten Ausführungen, in denen ich mich wieder erkannt habe.

      Ich wünsche dir viel Freude und Erfolg bei deiner wertvollen Arbeit.

      Herzliche Grüße von Anita

      Reply
  2. Jenny Macholdt

    Liebe Freya,
    was ein toller Artikel. Du hast wirklich wunderbar beschrieben, was es so schwer macht und ich finde es toll, wie du deine eigenen Erlebnisse mit eingeflochten hast. Dadurch macht es das komplexe Thema auch viel greifbarer und nahbarer.
    Vielen Dank für diese ganzen Erkenntnisse. Denn ich bin der Meinung, dass Jede, die sich mit der Thematik auseinandersetzt und sich dessen bewusst macht, kleine Schritte tätigt, das Veränderung im Sein stattfinden kann.
    Alles Liebe
    Jenny

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  3. Danielle Berg

    Liebe Freya,
    wow, was für ein wichtiges Thema!
    Meine Kinder sind insgesamt schon etwas älter (11 und 14) und zum Glück sehr selbstständig.
    Beim Lesen ist mir aber bewusst geworden, dass auch ich immer mal von Selbstzweifeln heimgesucht wurde, als sie noch sehr klein waren. Ein Coaching hätte mir damals bestimmt sehr gut getan. Ich hatte damals schon einen großen Drang nach Selbstbestimmung und war immer schnell wieder im Berufsleben (in einem vermeintlichen Männer-Job in der IT). Das tat mir immer gut, da ich dadurch neben der Mutterrolle noch eine andere Identität hatte 🙂

    Liebe Grüße
    Danielle

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  4. Sylvia Tornau

    Liebe Freya, Danke für diesen Beitrag. Ich habe mich in vielem wiedergefunden und das, obwohl meine Tochter inzwischen 35 Jahre alt und selbst Mutter ist. (Deinen Beitrag werde ich ihr auf jeden Fall zusenden). Es ist spannend, egal für wie feministisch wir uns definieren, mit der Mutterschaft ändert sich plötzlich gefühlt alles. Mir bzw. uns hat damals ein Freundinnenkreis bestehend aus starken, suchenden Frauen, die auch Mütter waren, geholfen. Wir haben genau diese Situationen für uns diskutiert, haben uns gegenseitig die Kinder abgenommen, um unsere eigenen Bedürfnisse zu erfüllen (nebenbei studieren, mal eine Party feiern, ein Wochenende für mich allein …). Den Begriff Matreszenz kenne ich bisher nicht, bin jetzt aber sehr neugierig. Danke für diesen klaren und ermutigenden Beitrag, auch wenn er deutlich macht, wie viel es noch zu tun, zu ändern gibt – im Privaten, wie im Gesellschaftlichen. Herzliche Grüße Sylvia

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  5. Heidrun Brüning

    Liebe Freya,
    vielen Dank für dieses doch so wichtige Thema. Als ich mit 20 1980 mein erstes Kind bekam (ich ritt voll auf der Emanzipationswelle) war ich überhaupt nicht darauf vorbereitet, dass so ein Baby einem den letzten Nerv rauben kann, wenn es anhaltend schreit. Ich hatte Schuldgefühle und empfand eine riesengroße Kluft zwischen dem, was ich mir unter Mutterschaft vorgestellt hatte und der Realität. Es ist so wichtig, darüber zu sprechen und sich gegenseitig unter die Arme zu greifen. Später habe ich einer jungen Mutter, die damals unter mir wohnte, meine Unterstützung angeboten, als ihr Baby so viel schreien hörte. Aber sie hat sie nie in Anspruch genommen. War es ihr peinlich?? Davon müssen wir dringend weg!

    Doch nochmal zurück zu meinen Zwanzigern: Nebenbei studierte ich und machte meine Referendarzeit, mit dann zwei kleinen Kindern. Mein Rektor damals fand es nicht in Ordnung, dass ich die mir zustehenden Krankheitstage nutzte, wenn die Kleinen nicht in die Kita konnten, weil sie sich die Seele aus dem Leib kotzten und hohes Fieber hatten. Er selbst hatte allerdings eine Frau Zuhause, die ihm alles abnahm. Wie oft habe ich mir in dieser Zeit auch eine Frau gewünscht, die mich daheim entlastet, einkauft, kocht und sich um die Kinder kümmert.

    Das Muttersein verlangt uns heute sehr viel ab. Die meisten von uns haben „nebenbei“ noch einen Beruf, wodurch sich die Aufgaben vervielfältigen. Wenn in deinem Fall dein Mann das Putzen und Aufräumen übernimmt, ist das eine tolle Sache. Leider ist das noch nicht in allen Familien normal. Und vor allem: Männer werden aufs Höchste gelobt für ihren häuslichen Einsatz während das bei Frauen vollkommen normal ist.

    Prima, dass du dich dieses wichtigen Themas annimmst.

    Liebe Grüße
    Heidrun

    Reply
  6. Anette Schade

    Liebe Freya,
    was für ein interessanter Artikel mit einem wirklich wichtigen Thema. Ich kann dir bei vielem zustimmen und das, obwohl meine Tochter schon 26 ist. Ihr wünsche ich so sehr, dass sie ihre eigenen Entscheidungen, gerade was das Muttersein anbelangt, in Ruhe treffen kann und dass sie weiß, dass jede Entscheidung, die sie trifft, für sie die richtige ist. Ich bin selbst Sozialpädagogin und dachte, dass ich mit unendlicher Geduld und Energie gesegnet bin, bis mein Kind zur Welt kam und ebendiese komplett auf den Kopf stellte. Hobbys? Kannte ich nur sehr begrenzt. Leider hatten wir auch keine Familie in der Nähe, sodass wir immer, wenn wir etwas unternehmen wollte, die Babysitterin kommen musste (die meine Tochter Gott sei Dank innig liebte). Den Spagat zwischen Arbeit, Mutter, Geliebte und irgendwie noch Hausfrau zu sein, konnte ich nicht immer so einfach wuppen. Wer kann das schon? Ich versuchte meiner Tochter ab einem gewissen Zeitpunkt (nach einem Burnout) Vorbild zu sein und mehr auf mich zu achten. Jeder Mutter kann ich nur raten, Zeit für sich selbst auch einzufordern, denn auch das lernen unsere Kinder von uns- wie wir mit uns selbst umgehen.
    Danke, Freya, für diesen wichtigen Artikel.
    Viele Grüße
    Anette

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In regelmäßigen Abständen beleuchte ich darin Aspekte und Auswirkungen der Muttertät auf verschiedenste Lebensbereiche, um das Wissen über diese umwälzende Lebensphase zugänglicher zu machen. Damit mehr Mütter in eine wohlwollendere Haltung sich selbst gegenüber kommen können!